Nierenbiopsie

Ein Überblick über klinische Überlegungen für Laien.

Juli 2023
Einführung

Trotz der Fortschritte bei biochemischen Untersuchungen und nicht-invasiver Bildgebung spielen Nierenbiopsien eine grundlegende Rolle bei der Diagnose von Nierenerkrankungen.

Sie geben Aufschluss über die Prognose, die bei bis zu 74 % der Patienten zu einer Behandlungsanpassung führen kann.

Diese Übersicht beschränkt sich auf die Verwendung perkutaner Nierenbiopsien, die Diagnose und Behandlung nativer parenchymaler Nierenerkrankungen bei Erwachsenen und nicht auf die Diagnose von Tumoren oder Wucherungen, Kindern oder Empfängern von Nierentransplantaten.

Identifizieren von Personen, die möglicherweise eine Nierenbiopsie benötigen

> Harnsediment

Die Peilstab-Urinanalyse ist eine unverzichtbare Erstuntersuchung bei akuten und chronischen Nierenerkrankungen sowie zur Nachsorge von Patienten mit bekannter Nierenerkrankung. Das Vorhandensein von Blut und/oder Protein deutet auf eine Entzündung der Niere und eine Schädigung der Filtrationsbarriere hin, was darauf hindeutet, dass der Ursprung der Entzündung möglicherweise im Glomerulus liegt.

Der Teststreifen mit geringfügigen Anomalien (niedriggradige Proteinurie, ohne Hämaturie oder minimale Hämaturie, mit oder ohne Leukozyten) bei Vorliegen einer eingeschränkten Nierenfunktion kann auf eine tubulointerstitielle Nephritis hinweisen. Zusätzlich zur Urinanalyse sollte eine verminderte Nierenfunktion sofort anhand der in der folgenden Tabelle aufgeführten Untersuchungen beurteilt werden.

Zusammenfassung wesentlicher Untersuchungen zur Beurteilung einer Verschlechterung der Nierenfunktion
Bluttest1 Nierenprofil mit eGFR 
Vollständiges Blutbild 
Knochenprofil
Am Kopf Blutdruck
Urin Analyse Urinteststreifen für Blut, Eiweiß, Nitrite und Leukozyten. 
Urinkultur und Empfindlichkeit. 
Protein-Kreatinin-Verhältnis im Urin. 
Albumin-Kreatinin-Verhältnis im Urin
Bilder Ultraschall der Niere, der Harnleiter und der Blase (zur Beurteilung der Nierengröße; Erkennung von Knötchen, Zysten oder Hydronephrose)
Immunologie Immunologie Immunglobuline und Elektrophorese, ANCA, C3 und C4, ANA, dsDNA-Antikörper, Anti-GBM-Antikörper, Anti-PLA2R*-Antikörper
* Speziell für Fälle von nephrotischem Syndrom. ANA: anti-nukleäre Antikörper. ANCA: anti-neutrophile zytoplasmatische Antikörper. C3: Komplement 3 des Komplements. C4. Plugin 4-Plugin. dsDNA: Anti-Doppelstrang-DNA-Antikörper. eGFR: geschätzte glomeruläre Filtrationsrate. GBM: glomeruläre Basalmembran. P:LA 2: Phospholipase-A2-Rezeptor.

Immunologische Tests sind besonders wichtig bei Patienten mit akuter Nierenschädigung (AKI) und einem aktiven Harnsediment (d. h. Blut und Eiweiß).

> Hämaturie

Hämaturie kann als „sichtbar“ oder „nicht sichtbar“ klassifiziert werden. Beide können auf nephrologische (z. B. Glomerulonephritis) oder urologische (z. B. Malignität, Infektion oder Steine) Pathologien zurückzuführen sein, deren klinisches Erscheinungsbild die Remission steuert.

> Malignität

Urologische Malignome können sowohl sichtbare als auch unsichtbare Hämaturie verursachen. Die Anamnese ist wichtig, um Risikofaktoren zu identifizieren: Rauchen, Drogenanamnese (z. B. Cyclophosphamid), Beruf, chemische Exposition und Reisegeschichte (z. B. Schistosomiasis).

Die dringende Überweisung zur Beurteilung einer urologischen Malignität hängt vom Alter ab. Sobald eine Malignität ausgeschlossen wurde, sollten andere Ursachen für eine sichtbare Hämaturie in Betracht gezogen werden. Eine einzelne Episode sichtbarer Hämaturie erfordert eine Untersuchung. Vorübergehende Ursachen sollten durch eine erneute Urinkontrolle mit einem Messstab nach Abklingen der akuten Episode ausgeschlossen werden.

Eine Behandlung mit Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmern verschlimmert die Hämaturie, ist jedoch nicht der auslösende Faktor. Das Auftreten einer sichtbaren Hämaturie ist ein nützlicher Indikator für den Ursprung der Pathologie. Rosa gefärbter Urin oder das deutliche Vorhandensein von Blut lassen auf eine frische Blutung entlang der Harnwege schließen und weisen auf urologische Ursachen hin. Im Gegensatz dazu deutet eine dunkel sichtbare Hämaturie („Farbe des Colagetränks“) auf eine nephrologische Ursache hin, da Hämoglobin im sauren Milieu in Methämoglobin umgewandelt wird.

Auch koexistierende Symptome geben Aufschluss. In der urologischen Pathologie deuten Flankenschmerzen auf eine Ureterkolik hin, während interkurrente Erkrankungen (typischerweise Infektionen der oberen Atemwege) gefolgt von colafarbenem Urin auf eine nephrologische Ursache hinweisen (z. B. postinfektiöse Glomerulonephritis oder Immunglobulin-Nephropathie (Ig) A.

> Isolierte nicht sichtbare Hämaturie bei normaler Nierenfunktion

Es ist unwahrscheinlich, dass eine Nierenbiopsie zur Untersuchung einer isolierten, nicht sichtbaren Hämaturie, wenn keine Proteinurie und kein Nierenversagen mit Normotonie vorliegt, die Behandlung der Krankheit verändern wird.

Häufige Ursachen sind eine Nephropathie der dünnen Basalmembran und eine IgA-Nephropathie. Allerdings wurde eine isolierte persistierende, nicht sichtbare Hämaturie mit einer signifikanten, wenn auch geringen Inzidenz von Nierenerkrankungen im Endstadium (ESRD) in Verbindung gebracht.

Eine jährliche Blutdruckmessung in der Primärversorgung ist ebenso notwendig wie eine Urinanalyse und die Bestimmung des Serumkreatininspiegels. Eine Biopsie kann bei der Diagnose erblicher Erkrankungen und bei der schnellen Untersuchung von Familienmitgliedern, der genetischen Ableitung und der Nachsorge hilfreich sein.

Eine Nephropathie mit dünner Basalmembran hat in der Regel eine gute Prognose, da nur eine Minderheit der Patienten eine ESKD-Erkrankung entwickelt. Eine so eindeutige Diagnose kann jedoch Sicherheit bieten und weitere Untersuchungen vermeiden. Das Alport-Syndrom hat eine geringe Prävalenz, aber ein höheres Risiko für die Progression zu ESKD, insbesondere bei Männern, und weist extrarenale Manifestationen auf, wie z. B. eine Hörbeeinträchtigung. Es ist wichtig, eine Diagnose zu stellen und die Familie zu beurteilen, um die betroffene Familie zu identifizieren.

> Nicht sichtbare Hämaturie mit Anzeichen einer eingeschränkten Nierenfunktion

Eine nicht sichtbare Hämaturie mit abnormalen Markern der Nierenfunktion (erhöhtes Serumkreatinin, Oligurie, Bluthochdruck oder Proteinurie) hat eine Vielzahl möglicher urologischer und nephrologischer Ursachen.

Bei einer intrinsischen Nierenerkrankung spiegelt eine nicht sichtbare Hämaturie mit eingeschränkter Nierenfunktion in der Regel eine glomeruläre Entzündung (Glomerulonephritis) wider. Bei diesen Patienten kann es zu systemischen Beschwerden kommen, und wenn ihre Nierenfunktion akut nachlässt, ist eine engmaschige Überwachung und Nachsorge erforderlich.

Die Nierenbiopsie ist eine Schlüsselkomponente für Diagnose, Management und Prognose. Das therapeutische Ziel besteht daher in der zugrunde liegenden Glomerulonephritis, der unterstützenden Behandlung von Komplikationen (z. B. Flüssigkeitsüberladung) und der Erhaltung der Nierenfunktion (z. B. Blutdruckkontrolle).

Die Biopsie kann verschoben oder nicht abgeschlossen werden, wenn eine Änderung der Behandlung unwahrscheinlich ist, der Patient einem hohen Risiko ausgesetzt ist oder um bei klarer Diagnose eine Verzögerung der Behandlung zu vermeiden. Beispielsweise bestätigt bei einer antiglomerulären Basalmembranerkrankung das Vorhandensein zirkulierender Antibiotika, ein schnell fortschreitendes AKI und eine Hämaturie (mit oder ohne Lungenblutung) die Diagnose.

> Proteinurie

Proteinurie sollte sowohl anhand des Urin-Protein/Kreatinin-Verhältnisses (CRP) als auch des Albumin/Kreatinin-Verhältnisses (ACR) quantifiziert werden. Für die Erkennung und Behandlung einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) ist es aufgrund ihres prognostischen Werts und unter Berücksichtigung einer glomerulären Schädigung vorzuziehen, sie auf dem Vorliegen einer Albuminurie zu stützen, definiert durch einen ACR ≥ 30 mg/g. Selbst wenn die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) innerhalb der erwarteten Grenzen liegt, spiegelt das Vorliegen einer Albuminurie über mehr als drei Monate hinweg eine anhaltende glomeruläre Dysfunktion und eine chronische Nierenerkrankung wider.

Albuminurie kann in Mikroalbuminurie (moderater Anstieg der ACR ≥ 30 bis ≤ 300 mg/g) und Makroalbuminurie (starker Anstieg der ACR > 300 mg/g) unterteilt werden, die Einfluss auf Entscheidungen über Überwachung und Überweisung haben. Die Urin-ACR ist eine Studie, die neue Nierenerkrankungen, bekannte CKD und das Risiko einer Nierenschädigung bewertet. Dies liegt daran, dass die Urin-ACR eine geringgradige Proteinurie frühzeitig erkennt, bei der ein hohes Risiko besteht, dass sie vom Urinmessstab nicht erkannt wird.

Es ist wichtig zu beachten, dass Proteinurie als Folge eines Überschusses an freien Leichtketten im Serum oder einer beeinträchtigten Absorption im proximalen Tubulus auftreten kann. Dies führt zu einer Proteinurie mit minimaler Albuminurie, was das Risiko falsch negativer Ergebnisse verdeutlicht, wenn Urin-ACR isoliert verwendet wird. Sofern keine eindeutige Vorgeschichte einer Nierenerkrankung als Folge einer systemischen Erkrankung vorliegt (z. B. Diabetes mellitus und Bluthochdruck) oder die Risiken einer Biopsie den Nutzen überwiegen, liefert eine Biopsie bei Patienten mit ungeklärter Proteinurie wertvolle Informationen.

Das Vorliegen einer Proteinurie sollte in der Urinprobe am frühen Morgen bestätigt werden. Gutartige Phänomene wie orthostatische (posturale) Proteinurie treten meist bei Personen unter 30 Jahren auf und manifestieren sich als isolierte Proteinurie. Das Fehlen einer Proteinurie in einer Urinprobe am frühen Morgen bestätigt die Diagnose und es sind keine weiteren Untersuchungen erforderlich.

Eine Proteinurie im nephrotischen Bereich ist definiert als ein CRP im Urin > 3.000 mg/g oder ein ACR > 2,20 mg/g und kann beim nephrotischen Syndrom auftreten oder auch nicht: starke Proteinurie in Kombination mit Hypoalbuminämie (< 25 g/l) und Ödem, mit oder ohne signifikante Hypercholesterinämie. Das nephrotische Syndrom ist ein klinisches Erscheinungsbild und es sollte nach der zugrunde liegenden Diagnose gesucht werden.

Es gibt einige Situationen im Zusammenhang mit dem nephrotischen Syndrom (z. B. diabetische Nierenerkrankung oder Amyloidose), in denen klinische Merkmale und weniger invasive Untersuchungen auf eine Diagnose hinweisen und eine Biopsie vermieden werden kann. Wenn jedoch häufige klinische Diagnosen bei erwachsenen Patienten ausgeschlossen wurden, wäre es wichtig, eine Biopsie in Betracht zu ziehen.

Nierenbiopsie bei chronischer Nierenerkrankung vs. akuter Nierenschädigung

Die Nierenbiopsie ist sowohl in der akuten als auch in der chronischen Phase ein nützliches diagnostisches Hilfsmittel, insbesondere bei Vorliegen eines aktiven Harnsediments. Aktives Harnsediment ist jedoch kein Beweis für eine intrinsische Nierenerkrankung, und eine Biopsie stellt ein unnötiges Risiko bei Nierenversagen prärenaler und postrenaler Genese dar. Darüber hinaus ist ein aktives Urinsediment keine Voraussetzung für weitere Untersuchungen.

Eine Nierenbiopsie kann auch bei nicht repräsentativem Harnsediment angebracht sein, beispielsweise bei AKI, das sich nicht erholt, und bei Verdacht auf tubulointerstitielle Nephritis.

Bestimmte Situationen, in denen eine Nierenbiopsie in Betracht gezogen werden kann

> Diabetische Nierenerkrankung

Im Vereinigten Königreich entwickeln 30–40 % der Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes mellitus (DM) eine chronische Nierenerkrankung und ihr Risiko, eine Nierenersatztherapie zu benötigen, ist mehr als dreimal so hoch wie das der Allgemeinbevölkerung. Unter diabetischer Nierenerkrankung versteht man die durch DM verursachten strukturellen und funktionellen Veränderungen, während sich „diabetische Nephropathie“ auf spezifische histologische Befunde in der Biopsie bezieht.

Alternative oder zusätzliche Diagnosen können nebeneinander bestehen (z. B. Bluthochdruck, ungelöste AKI oder Glomerulonephritis). Die Unterscheidung ist wichtig für zukünftige Behandlung, Prognose und therapeutische Entscheidungen.

Der natürliche Verlauf einer diabetischen Nierenerkrankung bei Typ-1- und Typ-2-DM ist gut definiert und das Auftreten einer Albuminurie ist ein konsistenter Prädiktor für das Fortschreiten zu ESKD.

Bei den meisten Patienten können Anamnese, Krankheitsverlauf und nicht-invasive Untersuchungen eine CKD als Folge von DM identifizieren. Die Richtlinien der National and Kidney Foundation warnen davor, dass CKD auf DM zurückgeführt werden kann, wenn Makroalbuminurie oder Mikroalbuminurie mit Retinopathie vorliegt, oder Mikroalbuminurie bei Patienten, deren Typ-1-DM länger als 10 Jahre andauert. Man geht davon aus, dass in diesen Fällen die Risiken einer Biopsie den Nutzen der Bestätigung einer Diagnose überwiegen.

Zu den Merkmalen, die auf nicht-diabetische Ursachen von Nierenschäden hinweisen und Anlass zu weiteren Untersuchungen geben sollten, gehören:

  • Refraktäre Hypertonie oder starke Verschlechterung der Nierenfunktion nach Beginn der Einnahme von Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (Hinweis auf eine renovaskuläre Erkrankung).
     
  •  Das Fehlen einer diabetischen Retinopathie bei Vorliegen einer Proteinurie ist ein Hinweis auf eine nichtdiabetische Nierenerkrankung und verstärkt die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen.
     
  • Hämaturie
     
  • Hinweise auf eine andere systemische Erkrankung.

Andererseits kann der rasche Rückgang der Nierenfunktion und der rasche Anstieg des Proteinurie/Proteinurie-Verhältnisses im nephrotischen Bereich durch DM verursacht sein oder auf eine andere Diagnose hinweisen; Dies erfordert weitere Studien und eine Überweisung an die Nephrologie.

> Lupusnephritis

Lupusnephritis (LN) tritt bei fast 50 % der Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) auf. Den Patienten fehlen möglicherweise klinische Anzeichen einer Nierenerkrankung, daher ist die Überwachung der Nierenfunktion und des Harnsediments wichtig. Der Goldstandard für die Diagnose von LN ist die Nierenbiopsie, die, wenn sie früh erfolgt, mit besseren Ergebnissen verbunden ist. Auch die Rolle der wiederholten Biopsie im Krankheitsverlauf ist relativ klar.

> Erstpräsentation

Jeder Patient mit SLE und verminderter Nierenfunktion, Proteinurie >0,5 g/24 Stunden oder aktivem Harnsediment gibt Anlass zum Verdacht auf LN. Jede histologische Klasse ist mit unterschiedlichen therapeutischen Entscheidungen und Prognosen verbunden, sodass eine Biopsie und deren Wiederholung indiziert sind, die für die Diagnose und als Orientierungshilfe für die Behandlung unerlässlich sind. Die Biopsie dient auch dazu, alternative Ursachen für Nierenschäden bei SLE zu erkennen (z. B. medikamenteninduzierte Nephrotoxizität, Lupus-Podozytopathie oder Thrombose, Mikroangiopathie).

> Biopsie wiederholen

Eine Biopsie kann zur Diagnose von Rückfällen oder Krankheitsprogressionen eingesetzt werden. Als Folge von Rückfällen kann es zu histologischen Veränderungen kommen, die zu einer möglichen Änderung der erforderlichen Behandlung und Prognose führen können. Andererseits sind Rückfälle ein unabhängiger Prädiktor für das Fortschreiten einer terminalen Niereninsuffizienz. Bei Patienten mit Verdacht auf einen Rückfall besteht eine niedrige Schwelle für eine erneute Biopsie.

Es gibt keine präzisen klinischen Prädiktoren für die Klassentransformation, was den Wert einer histologischen Neuinszenierung der Krankheit unterstreicht, um die Immunsuppression zu steuern und das Risiko einer Progression zu ESKD zu ermitteln.

Der ältere Patient

Das Durchschnittsalter einer Person, die mit akutem Nierenversagen ins Krankenhaus eingeliefert wird, beträgt 76 Jahre. Fast 54 % der Menschen über 75 Jahre leben mit einer chronischen Nierenerkrankung mit deutlichen komorbiden Folgen. Der GFR-Index nimmt physiologisch mit zunehmendem Alter ab. Die Identifizierung von Patienten mit pathologischer, nicht alternder Nierenerkrankung bleibt schwierig. Ein abnormales Harnsediment erfordert eine Untersuchung.

Histologische Befunde können bei bis zu einem Drittel der älteren Patienten auf eine Diskrepanz in der klinischen Diagnose hinweisen. In einer retrospektiven Kohortenstudie aus dem Vereinigten Königreich mit Biopsien von Patienten > 70 Jahren zeigten 38 % Narben aufgrund von DM und Bluthochdruck, während der Rest pauciimmune Glomerulonephritis (12 %), tubulointerstitielle Nephritis (11 %) und membranöse Glomerulonephritis (7 %) umfasste. und andere Diagnosen. In dieser Gruppe kann eine geeignete Behandlung mit Immunsuppressiva das Fortschreiten der ESKD und das Überleben dennoch beeinflussen.

Biopsien liefern auch prognostische Informationen. Patienten mit der Diagnose Vaskulitis und paraproteinbedingter Nierenerkrankung hatten im Vergleich zu anderen Diagnosen ein höheres Risiko für das Fortschreiten einer terminalen Niereninsuffizienz. Prognoseinformationen erleichtern die Entscheidung, in der Primärversorgung ein konservatives Management anzuwenden oder mit der Dialyse zu beginnen. Einige Studien haben ergeben, dass ältere Patienten nach einer Biopsie ein höheres Blutungsrisiko haben, während andere im Vergleich zu anderen Altersgruppen kein erhöhtes Risiko festgestellt haben.

Wie bei allen Daten aus Registern, Fallserien oder retrospektiven Kohortenstudien wird es einen gewissen Selektionsbias in Bezug auf die untersuchte Population geben. Die Ergebnisse dieser Studien zeigen jedoch, dass, wenn diese Patienten die Anforderungskriterien für eine Nierenbiopsie erfüllen, die Durchführung im Allgemeinen sicher ist und das Alter allein kein Ausschlusskriterium sein sollte.

> Myelom

Das multiple Myelom ist eine bösartige Neubildung von Knochenmarksplasmazellen, die durch die klonale Proliferation dieser Zellen (abgeleitet von B-Zellen) und die anschließende Produktion eines monoklonalen Paraproteins gekennzeichnet ist.

Die Diagnose impliziert das Vorliegen einer Schädigung des Zielorgans, die auf die Proliferation von Plasmazellen zurückzuführen ist: Hyperkalzämie, Knochenläsionen, Anämie oder Nierenversagen. Bis zu einem Drittel der Menschen leiden zum Zeitpunkt der Myelomdiagnose an Nierenversagen.

Eine Nierenschädigung kann direkt (z. B. Leichtketten-Cast-Nephropathie, Ig-Ablagerung oder Amyloidose) oder indirekt aufgrund von Sepsis, Dehydration, Hyperkalzämie oder Arzneimitteltoxizität auftreten.

Es kann eine vorbestehende chronische Nierenerkrankung als Folge von Erkrankungen wie Bluthochdruck oder DM vorliegen. Eine Leichtketten-Zylindernephropathie gilt als „myelomatöses“ Ereignis. Die Urinanalyse zeigt eine Proteinurie aufgrund des Vorhandenseins gefilterter Leichtketten (Bence-Jones-Protein) mit minimaler Albuminurie, da die glomeruläre Basalmembran intakt ist.

Die histologische Diagnose bestätigt das Vorliegen einer Leichtketten-Cast-Nephropathie; Es kann jedoch eine vermutete Diagnose gestellt werden, b basierend auf hohen Konzentrationen an freien Leichtketten im Serum (>1.500 mg/l) und AKI. In diesen Fällen sollte eine Nierenbiopsie die Behandlung nicht verzögern.

 Eine Biopsie sollte in Betracht gezogen werden, wenn die Diagnose unsicher ist (z. B. wenn der Serumspiegel der freien Leichtkette < 500 mg/l beträgt), um andere Ursachen für AKI und CKD auszuschließen. Plasmazelldyskrasien ohne Zielorganschädigung werden als monoklonale Gammopathien unbestimmter Signifikanz (MGUS) bezeichnet und gelten als prämaligne Erkrankungen. MGUS kann durch glomeruläre und tubuläre Funktionsstörungen zu Nierenschäden führen.

Der Begriff „monoklonale Gammopathie von renaler Bedeutung“ (MRGI) wurde geprägt, um Nicht-Myelom-Plasmazelldyskrasien zu unterscheiden, die zu Nierenschäden führen. Die prognostische Bedeutung der Befunde von Plasmazelldyskrasien bei der Biopsie ist unklar. Letztendlich sollte sich die Behandlung auf die zugrunde liegende Plasmazelldyskrasie konzentrieren. Das hämatologische Ansprechen ist mit dem Gesamtüberleben und dem nierenspezifischen Überleben bei multiplem Myelom und Amyloidose verbunden.

> Sicherheit des Verfahrens

Die Nierenbiopsie ist ein invasiver Eingriff, der nicht ohne Risiko ist. Die Entscheidung, fortzufahren, erfordert die Aufsicht (und in der Regel die Umsetzung) des Nephrologieteams und die Beteiligung des Patienten. Biopsien sollten nur dann durchgeführt werden, wenn ihre Ergebnisse als Leitfaden für die Behandlung dienen, bei der Erstellung einer Diagnose helfen können, die die Behandlung modifiziert, oder als Prognose dienen können. Eine gründliche Vorbereitung des Patienten und die Berücksichtigung von Kontraindikationen sind sehr wichtig.

Relative und absolute Kontraindikationen einer Nierenbiopsie
Relative Kontraindikationen Rechtfertigung
 Hypertonie  Erhöhtes Blutungsrisiko
 Koagulopathie  Es muss vor der Biopsie korrigiert werden; Thrombozytenaggregationshemmer und Antikoagulanzien absetzen
 Nierenasymmetrie  Es deutet auf einen Prozess hin, der die Nieren unterschiedlich beeinflusst. Zum Beispiel Stenose der Nierenarterie.
 Kleine Nieren auf Bildern  Es deutet darauf hin, dass der Schaden chronisch und irreversibel ist. Es wäre technisch schwierig. In der Biopsie können fibrotische und unspezifische Veränderungen festgestellt werden.
 einzelne Niere  Bei einzelnen Nieren ist eine Biopsie keine Routine, da das Risiko von Komplikationen besteht, die zu einem Nierenversagen des Patienten führen können. Eine Biopsie kann jedoch gerechtfertigt sein, wenn die Möglichkeit besteht, eine behandelbare Ursache für eine Nierenschädigung zu entdecken, die andernfalls zu einer Erkrankung im Endstadium führen würde.
Absolute Kontraindikationen
Aktive Pyelonephritis oder Hautinfektion an der Einstichstelle der Nadel Erhöhtes Sepsisrisiko
Unkontrollierte Hypertonie oder Koagulopathie Erhöhtes Blutungsrisiko
Unfähigkeit, den Eingriff zu tolerieren  

Die wesentliche Untersuchung vor der Biopsie ist die Ultraschalluntersuchung , um sicherzustellen, dass die Nieren sichtbar gemacht werden können, um anatomische Anomalien auszuschließen und mehr Informationen zur Bestimmung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Verfahrens zu liefern. Kleine Nieren und eine schlechte kortikomedulläre Differenzierung weisen beispielsweise auf eine Chronizität (nicht quantifizierbar) der Nierenerkrankung und ein begrenztes Reversibilitätspotenzial hin, was die Unterscheidung der Nieren von den umgebenden retroperitonealen Strukturen erschweren kann.
 

Patienten sind möglicherweise besorgt über die Auswirkungen der Entfernung von Nierengewebe auf die Nierenfunktion. Erfreulicherweise wurde in einer Studie geschätzt, dass der GFR-Verlust aufgrund einer Biopsie bei Transplantationspatienten 0,77 ml/min beträgt.

Die Hauptkomplikationen einer Nierenbiopsie hängen mit Blutungen zusammen: Hämatombildung (11 %); Blutungen, die eine Transfusion erfordern (1,6 %); Schmerzen (4,3 %); Makrohämaturie (3,5 %); und selten Tod (0,06 %). Kandidaten mit Bluthochdruck, erhöhtem Kreatinin, Thrombozytopenie, Anämie oder der Notwendigkeit einer frühzeitigen Wiederaufnahme der Antikoagulation haben ein erhöhtes Risiko für schwere Blutungen.

Wenn dies nicht korrigiert werden kann, bevor eine Biopsie erforderlich ist und eine Biopsie erforderlich ist, wird eine Überwachung nach dem Verschluss empfohlen und zusätzliche Risiken sollten mit dem Patienten besprochen werden.

Nach dem Eingriff sollten die Patienten 6–8 Stunden lang überwacht werden, während Kandidaten mit höherem Risiko über Nacht aufgenommen werden sollten. Eine Postbiopsie-Hämaturie erfordert einen Krankenhausaufenthalt, um einen intravenösen Zugang zu erhalten und das komplette Blutbild auszuwerten.

Eine Computertomographie-Angiographie kann erforderlich sein, um aktive Blutungsstellen zu identifizieren, die für einen endovaskulären Eingriff geeignet sind.

Es ist wichtig zu beachten, dass histologische Proben nicht immer eine endgültige Antwort liefern und die Ergebnisse im Kontext der Anamnese und anderer Forschung interpretiert werden müssen.

Genaue Diagnose und Prognose können durch Probenahmefehler beeinträchtigt werden, insbesondere bei fokalen Pathologien oder wenn zu wenige Glomeruli erfasst wurden. Histologische Befunde sind nicht immer spezifisch; Beispielsweise sind institielle Fibrose und tubuläre Atrophie eher Anzeichen einer chronischen Schädigung als diagnostisch.

Abschluss

Die Nierenbiopsie ist ein wichtiges Instrument bei der Beurteilung akuter Nierenschäden, chronischer Nierenerkrankungen und etablierter intrinsischer Nierenerkrankungen, um Managementstrategien zu steuern und die Diagnose zu bestätigen.

Da es sich um einen nicht risikofreien Eingriff handelt , ist es unbedingt erforderlich, vor der Durchführung Voruntersuchungen durchzuführen, um die Differenzialdiagnose und die Überweisung an die Sekundärversorgung zu steuern und um prä- und postrenale Ursachen auszuschließen.

Obwohl wichtig, sollte eine Nierenbiopsie die Behandlung nicht verzögern, wenn die Diagnose durch andere Untersuchungen gestellt wird.