Eine neue Analyse, die mehr als 13.000 Menschen einbezog, hat ergeben, dass Veränderungen in den Blutgefäßen des Gehirns, die das Risiko für Schlaganfälle und Demenz erhöhen können, bei Menschen mit verschiedenen Herzerkrankungen häufig auftreten, auch wenn sie keinen Schlaganfall hatten.
Die Studie, veröffentlicht in Neurology, ist die bislang umfassendste systematische Übersichtsarbeit über „versteckte“ Gehirnveränderungen bei Menschen mit Herzerkrankungen. Die Forscher durchsuchten systematisch Datenbanken wie Medline, Embase und die Cochrane Library nach Krankenhaus- oder Gemeindestudien, die stille Gehirninfarkte (SBI) und zerebrale Kleingefäßerkrankungen (CSVD) bei Personen mit Herzerkrankungen berichteten.
Daten wurden aus geeigneten Studien extrahiert, wobei der Fokus auf Subtypen von stillen Gehirninfarkten (primär) und spezifischen Kleingefäßerkrankungen lag. Es wurde eine Meta-Analyse von 221 Beobachtungsstudien durchgeführt, die zusammengefasste Prävalenzdaten mit 95%-Konfidenzintervallen (CI) lieferte. Random-Effects-Modelle wurden verwendet, um Personen mit und ohne Herzerkrankungen hinsichtlich des Vorhandenseins dieser Gehirnveränderungen zu vergleichen.
Wesentliche Ergebnisse beinhalteten:
- Bei Personen mit Vorhofflimmern (AF) betrug die Prävalenz von stillen Gehirninfarkten (SBI) 36%, lakunare Infarkte (kleine Hirnhohlräume aufgrund von Gewebeverlust) traten bei 25% auf, und weiße Substanzläsionen (Schäden an der schützenden Hülle der Nervenfasern) wurden bei 62% festgestellt. Zusätzlich hatten 27% Mikroblutungen (kleine Gehirnblutungen).
- Die Prävalenz von stillen Gehirnveränderungen war bei Personen mit und ohne kürzlich aufgetretenem Schlaganfall ähnlich, außer bei Menschen mit offenem Foramen ovale (PFO), bei denen die Prävalenz von SBI mit 21% niedriger war.
Die Studie hob eine hohe Prävalenz von SBI und CSVD bei Menschen mit Herzerkrankungen hervor, die sowohl bei Personen mit als auch ohne kürzlich aufgetretenem Schlaganfall konsistent war. Alter und Bluthochdruck waren mit schwereren Gehirnveränderungen assoziiert. Es wurde kein signifikanter Unterschied in der Prävalenz von Mikroblutungen zwischen Patienten mit Herzerkrankungen und Kontrollgruppen festgestellt, jedoch wurde bei Patienten mit Herzerkrankungen eine höhere Prävalenz von SBI und weißen Substanzläsionen beobachtet.
Implikationen und zukünftige Ausrichtungen
Dr. Zien Zhou, Hauptautor vom George Institute for Global Health, betonte die Bedeutung der Identifizierung dieser Veränderungen, da sie die Behandlungsentscheidungen bei Patienten mit Herzerkrankungen beeinflussen könnten. Er stellte fest, dass Gehirnscans oft nicht routinemäßig durchgeführt werden, es sei denn, ein Schlaganfall tritt auf, obwohl Menschen mit Herzerkrankungen zwei- bis dreimal häufiger vaskuläre Veränderungen im Gehirn haben. Diese Veränderungen, wie SBI und CSVD, können das Risiko für Schlaganfälle und Demenz erhöhen, auch ohne sofortige neurologische Symptome zu verursachen.
Die Studie ergab, dass etwa ein Drittel der Menschen mit Herzerkrankungen stille Gehirninfarkte, ein Viertel lakunare Infarkte, zwei Drittel weiße Substanzläsionen und ein Viertel Mikroblutungen hatten. Gehirnatrophie war ebenfalls bei über der Hälfte der Fälle verbreitet. Diese Ergebnisse waren bei verschiedenen Herzerkrankungen konsistent, einschließlich Vorhofflimmern, koronarer Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Herzklappenerkrankungen.
Dr. Zhou erklärte, dass Herzerkrankungen und Gehirnveränderungen gemeinsame Risikofaktoren wie Alter, Bluthochdruck, Diabetes, hohe Cholesterinwerte und Rauchen teilen. Ein verminderter Blutfluss zum Gehirn bei einigen Herzpatienten könnte zu vaskulären Veränderungen und kognitivem Abbau beitragen. Auch kleine Blutgerinnsel, die vom Herzen ins Gehirn wandern, könnten eine Rolle spielen.
Weitere Forschung ist notwendig, um die genauen Ursachen dieser Gehirnveränderungen und ihre Auswirkungen auf die Behandlung von Herzpatienten zu untersuchen. Dr. Zhou schlug vor, zusätzliche Gehirnscans wie MRT bei Patienten durchzuführen, die eine Antikoagulationstherapie erhalten, um mögliche Nebenwirkungen zu verhindern, indem die Behandlungsoptionen verfeinert werden. Dies könnte zu sichereren und personalisierteren Behandlungen für Herzpatienten führen.