Augenerkrankungen beim Neugeborenen

Aktuelle Informationen zu den verschiedenen pathologischen Zuständen, die das Sehvermögen des Neugeborenen beeinträchtigen können

September 2022
Augenerkrankungen beim Neugeborenen
Einführung

Die ersten Monate nach der Geburt sind eine kritische Zeit für die visuelle Entwicklung. Eine schlechte visuelle Eingabe während dieser Zeit aufgrund verschiedener struktureller oder anatomischer Faktoren kann zu schwerer Amblyopie (verminderte Sehkraft auf einem oder beiden Augen aufgrund von Entwicklungsstörungen des Sehvermögens im Säuglings- oder Kindesalter) führen. Daher ist die Augenuntersuchung ein wesentlicher Bestandteil des Neugeborenen-Screenings, da eine frühzeitige Diagnose und die Überweisung an die Augenheilkunde einen entscheidenden Einfluss auf die Prognose vieler möglicherweise zur Erblindung führender, aber behandelbarer Augenerkrankungen haben können. (1)

Augenanatomie und normale Entwicklung

Die axiale Länge des Augapfels wächst nach der Geburt schnell, beginnt bei etwa 16 mm und erreicht im Alter von 18 Monaten 20,3 mm. Die Größe der Pupille eines Neugeborenen beträgt etwa 70 % der Pupille eines Erwachsenen, und die Pupillenreaktion ist in der 31. Schwangerschaftswoche vorhanden.

Schätzungsweise 21 % der reifen Neugeborenen haben eine physiologische Anisokorie (ungleich große Pupillen, typischerweise < 1 mm). Eine Pupillenasymmetrie von mehr als 1 mm, eine schlechte Reaktion auf Licht oder eine andere unregelmäßige Form (z. B. Kolobom) erfordern eine Überweisung an die Augenheilkunde. (2)

Die visuelle Entwicklung beginnt unmittelbar nach der Geburt, wobei das Blinzeln als Reaktion auf Licht die früheste Beurteilung der Sehfunktion darstellt. Fixierung und definitiveres Sehverhalten zeigen sich etwa im Alter von 6 bis 8 Wochen, obwohl die Augenausrichtung in den ersten 3 bis 4 Lebensmonaten recht unterschiedlich sein kann. Eine intermittierende Exotropie tritt bei bis zu 70 % der reifen Neugeborenen in den ersten beiden Lebensmonaten auf und nimmt nach vier Monaten deutlich ab; während Esotropie bei der Geburt seltener auftritt, typischerweise kleinwinkelig ist und nach dem 2. Lebensmonat selten ist. (2)

Nystagmus oder abnormale unwillkürliche rhythmische Augenbewegungen mit einer langsamen Bewegung weg vom visuellen Ziel, gefolgt von einer zweiten Bewegung zurück zum Ziel, können eine Vielzahl von Ursachen haben. Infantiler idiopathischer Nystagmus und sensorischer Nystagmus (verursacht durch anatomische Störungen des Auges, die zu Sehstörungen führen) sind die häufigsten Formen, die in der Neugeborenenperiode auftreten und sich normalerweise einige Monate nach der Geburt manifestieren. Daher erfordern schlechtes Sehverhalten, anhaltendes Schielen oder abnormale Augenbewegungen nach dem 3. Lebensmonat eine gründliche Untersuchung durch einen Augenarzt.

Augenuntersuchungstechnik

Die Sehprüfung des Neugeborenen besteht aus der Beurteilung des visuellen Systems anhand der Blinzelreaktion auf Licht; äußere Untersuchung der Augenhöhle, der Augenlider und des vorderen Segments; Schülerprüfung; und Rotreflextests zur Beurteilung von Medientrübungen oder Anomalien des hinteren Segments.

Das direkte Einstrahlen von Licht aus einem Ophthalmoskop in jedes einzelne Auge sollte bei einem Neugeborenen mit normaler Sehfunktion ein Blinzeln oder Schrecken hervorrufen. Auf die Symmetrie der Pupillengröße, sogar auf eine leichte Verengung und jede Anomalie in Form oder Aussehen, die auf einen anatomischen Defekt schließen lässt, sollte geachtet werden.

Die Beurteilung der vorderen und äußeren Augenstrukturen umfasst die Untersuchung der Augenlider, Augenhöhlen, Hornhaut, Bindehaut, Sklera und Iris. Mit dem direkten Ophthalmoskop wird der rote Reflex von der Netzhaut durch die Pupille gesehen. Der Test wird in einem dunklen Raum durchgeführt, um eine maximale Pupillenerweiterung ohne den Einsatz von erweiternden Augentropfen zu ermöglichen.

Das Ophthalmoskop wird in einem Abstand von 50 bis 100 cm gehalten und beide Augen gleichzeitig beobachtet, um die Symmetrie in Farbe, Helligkeit und Größe des roten Reflexes zu beurteilen. Dies wird als Bruckner-Test bezeichnet. Für weitere Einzelheiten kann dann jedes Auge einzeln beurteilt werden. Die Reflexion kann je nach individueller Pigmentierung von gelb-orange bis zu einem dunkleren Rot variieren, sollte jedoch symmetrisch sein.

Ein stumpfer, fehlender, weißer (Leukokorie) oder asymmetrischer Reflex oder ein schwarzer Punkt innerhalb des Reflexes weist auf eine mediane Trübung (z. B. Hornhauttrübung, Katarakt), eine Reflexblockade oder eine Anomalie des hinteren Segments (z. B. Tumor) hin. , Netzhautablösung), die eine Überweisung an einen Augenarzt für eine vollständige Untersuchung erfordern. (1) Mögliche Differenzialdiagnosen für einen abnormalen Rotreflex beim Säugling sind in Tabelle 1 beschrieben.

Augenlider und Augenhöhlen

> Proptose

Proptose oder relative vordere Vorwölbung eines oder beider Augen in der Augenhöhle kommt in der Neugeborenenperiode selten vor und ist typischerweise das Ergebnis einer Raumforderung in der Augenhöhle (Gefäß- oder Dermoidtumor, Teratom) oder einer kraniofazialen Fehlbildung Eine klinische Untersuchung kann Hinweise auf die Diagnose geben. Häufig ist eine orbitale Bildgebung indiziert und eine augenärztliche Untersuchung ist erforderlich, um eine Beteiligung anderer Augenstrukturen auszuschließen (z. B. Einschränkung der extraokularen Muskulatur, Augapfel- oder Sehnervenkompression), die bei nicht angemessener Behandlung zu Sehverlust führen können.

> Ptose

Angeborene Ptosis ist am häufigsten das Ergebnis einer Entwicklungsstörung des Levatormuskels und tritt typischerweise einseitig und sporadisch auf. Zu den neurologischen Ursachen der Ptosis gehören das angeborene Horner-Syndrom (einseitige Ptosis mit Heterochromie und Miosis der ipsilateralen Iris), die Lähmung des Hirnnervs III (Ptosis mit „unten und außen“-Position des Augapfels) und das Winking-Syndrom, das Marcus-Gunn-Mandibular-Syndrom (Sykinnesie des Schädels). Nerven III und V, was zu einer einseitigen Ptosis mit Augenlidbewegung beim Kauen/Saugen führt, die häufig beim Füttern beobachtet wird). (4) Eine Schwellung am Augenlid kann eine Ptosis verursachen. Eine schwere Ptosis, die die Sehachse behindert, ist stark amblyogen und erfordert eine dringende Überweisung an einen Augenarzt. Eine nicht obstruktive Ptosis kann immer noch eine Amblyopie aufgrund von Strabismus oder asymmetrischem Brechungsfehler verursachen und erfordert daher eine routinemäßige augenärztliche Untersuchung.

> Kolobom

Kolobome sind Defekte des Augenlids über die gesamte Dicke, die durch einen fehlgeschlagenen Verschluss während der Entwicklung verursacht werden. Sie treten normalerweise sporadisch auf und befinden sich im oberen medialen Teil des Augenlids. Sie sind jedoch mit zwei Syndromen verbunden, die bei der Beurteilung von Patienten mit Augenliddefekten differenziert berücksichtigt werden sollten (Goldenhar-Syndrom – Lokalisation im oberen Augenlid, Treacher-Collins-Syndrom – Lokalisation im unteren Augenlid). (5) Eine genaue Überwachung der Augenoberfläche ist wichtig, da die Exposition unbehandelt zu Hornhautnarben und Sehverlust führen kann und oft der Hauptfaktor bei der Entscheidung über den Zeitpunkt einer chirurgischen Reparatur ist.

> Anomalien des Nasen-Tränen-Systems

Eine Dakryozystozele ist eine angeborene Erweiterung des Tränensacks, die sich bei der Geburt als zystischer subkutaner Knoten mit bläulicher Färbung unterhalb des medialen Augenwinkels manifestiert. Zu den Risiken einer angeborenen Dakryozystozele gehören Infektionen, wobei Berichten zufolge bei 20 bis 75 % der Patienten eine akute Dakryozystitis auftritt, sowie Atembeschwerden und Schwierigkeiten beim Füttern, die durch die intranasale Ausdehnung der Zyste und die obligatorische Nasenatmung des Neugeborenen verursacht werden. (6)(7) Daher erfordert dieser Zustand zusätzlich zur systemischen Antibiotikagabe bei infizierten Dakryozystozelen auch eine dringende Überweisung zur Dekompression und Sondierung des Tränennasensystems.

Im Gegensatz zur Dakryozystozele zeigt sich die typische Obstruktion des Ductus nasolacrimalis (NACO) 1 bis 2 Wochen nach der Geburt mit anhaltendem Tränenfluss und intermittierendem Schleimausfluss aus einem oder beiden Augen ohne damit verbundene tastbare Knötchen und einem geringen Infektionsrisiko.

Die anfängliche Behandlung eines OCLN besteht aus der Beobachtung und Massage des Tränensacks; 80 % oder mehr Fälle von angeborenem OCLN verschwinden innerhalb von 12 Monaten spontan. (8) Wenn bis dahin keine Lösung gefunden werden kann, ist eine Überweisung an einen Augenarzt zur chirurgischen Untersuchung des Tränennasensystems zur Beseitigung der Obstruktion angezeigt. Bei dieser Diagnose sollten Ärzte darauf achten, schwerwiegendere Ursachen für anhaltenden Tränenfluss auszuschließen, wie etwa ein angeborenes Glaukom, eine Infektion oder eine Hornhautverletzung/einen Fremdkörper.

Vorheriges Segment

> Infektion

Eine neonatale Konjunktivitis tritt per Definition innerhalb der ersten 30 Tage nach der Geburt auf und ist eine zunehmend seltene, aber schwerwiegende Komplikation in der Neugeborenenperiode. Alle Ärzte müssen in der Lage sein, eine neonatale Konjunktivitis umgehend zu diagnostizieren und mit der Behandlung zu beginnen, um das Risiko eines dauerhaften Sehverlusts oder des Fortschreitens einer systemischen Erkrankung zu minimieren. Zu den Anhaltspunkten für die Diagnose gehören der Zeitpunkt des Auftretens, das Auftreten und die Menge des Ausflusses sowie die damit verbundene mütterliche oder neonatale Erkrankung.

1. Eine chemische Konjunktivitis manifestiert sich innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt mit beidseitiger konjunktivaler Injektion und wässrigem Ausfluss und verschwindet spontan innerhalb von 2 bis 4 Tagen. Chemische Konjunktivitis ist in entwickelten Industrieländern nach der Umstellung auf Erythromycin-Salbe oder 2,5 % Povidon-Jod-Lösung (derzeit in den USA nicht zugelassen) äußerst selten, was weitgehend auf die Anwendung von Silbernitrat zurückzuführen ist, das zuvor zur Prophylaxe gegen bakterielle Konjunktivitis eingesetzt wurde.

2. Neisseria gonorrhoea- Konjunktivitis äußert sich 3 bis 5 Tage nach der Geburt durch konjunktivale Injektion, Chemosis, erheblichen schleimig-eitrigen Ausfluss und Augenlidödem. Das schnelle Fortschreiten einer Hornhautbeteiligung, die zu Ulzerationen und Perforationen führt, ist die am meisten gefürchtete Komplikation und erfordert eine sofortige Diagnose und Behandlung mit steriler Kochsalzlösung zur Entfernung von Sekret und Membranen, topischer Erythromycin-Salbe und intravenösem oder intramuskulärem Ceftriaxon. Zur Überwachung einer disseminierten N. gonorrhoe-Infektion ist in der Regel ein Krankenhausaufenthalt erforderlich , da zu den systemischen Komplikationen Arthritis, Meningitis und Septikämie gehören. Diese Babys und ihre Mütter sollten gleichzeitig auch gegen Chlamydien behandelt werden.

3.  Chlamydien-Konjunktivitis tritt 5 bis 14 Tage nach der Geburt mit Bindehauthyperämie und schlechter Schleimsekretion auf, wobei in schwereren Fällen Chemosis, Augenlidödem und Pseudomembranbildung auftreten. Da bei bis zu 20 % dieser Kinder eine Lungenentzündung auftritt, kann ein Krankenhausaufenthalt erforderlich sein. Die Behandlung besteht aus oralem Erythromycin und einer topischen Erythromycin-Salbe.

4.  Herpes-simplex-Virus-Keratokonjunktivitis tritt bei Kindern im Alter von 1 bis 2 Wochen mit periokularen vesikulären Hautläsionen, Augenlidödemen, konjunktivaler Injektion und nicht eitrigem Ausfluss auf. Zur Hornhautbeteiligung gehören Mikrodendriten und geografische Geschwüre, die durch Fluoreszeinfärbung und Spaltlampenuntersuchung identifiziert werden können.

Da gleichzeitig eine systemische Infektion auftreten kann, sollten die Patienten engmaschig überwacht werden. Die Behandlung besteht aus oraler oder intravenöser Gabe von Aciclovir und topischen antiviralen Medikamenten, falls die Hornhaut betroffen ist, um das Risiko einer Narbenbildung und eines daraus resultierenden Sehverlusts zu minimieren. (9)

Zusätzlich zur vollständigen klinischen Untersuchung des Neugeborenen sollten Bindehautabstriche zur Gramfärbung und Kultur geschickt werden, um den Erreger zu identifizieren und direkt zu behandeln; Dies liegt daran, dass andere Bakterien wie Staphylococcus aureus , Pseudomonas und andere Krankheitserreger manchmal der infektiöse Organismus sein können. Abhängig vom klinischen Kontext können Polymerase-Kettenreaktionstests, Blutkulturen und/oder zusätzliche Untersuchungen auf andere Infektionen erforderlich sein. Obwohl der Neonatologe für die Diagnose einer Konjunktivitis und die Einleitung der Behandlung unerlässlich ist, ist es von Vorteil, den augenärztlichen Dienst frühzeitig im klinischen Verlauf einzubeziehen, insbesondere wenn der Verdacht auf eine Hornhautbeteiligung besteht.

> Hornhaut

Hornhauttrübung oder -trübung ist mit einer Vielzahl von Pathologien verbunden und erfordert die Konsultation eines Augenarztes, um die Ätiologie zu bestimmen, eine frühzeitige Behandlung durchzuführen und gegebenenfalls die damit verbundenen Syndrome umgehend zu beurteilen.

> Trauma

Ein Geburtstrauma, das oft mit einer Zangenzuführung einhergeht, kann zu vertikalen Rissen in der Descemet-Membran (hintere Hornhautschicht) führen, was zu einer einseitigen Hornhauttrübung führt. Die meisten verschwinden innerhalb weniger Monate, aber diese Babys sollten von einem Augenarzt überwacht werden, da diese Trübung amblyogen sein kann, wenn sie anhält und sich innerhalb der Sehachse befindet. Diese Patienten können auch einen erheblichen Astigmatismus entwickeln, der ebenfalls amblyogen sein kann.

> Angeborenes Glaukom

Die klassische Trias aus Photophobie, Tränenfluss und Blepharospasmus ist die Diagnose eines angeborenen Glaukoms. Anhaltend erhöhter Augeninnendruck führt zu Rissen in der Descemet-Membran

(horizontale Tränen, sogenannte Haab-Streifen) und Trübung der Hornhaut. Es führt auch zu einer Schädigung des Sehnervs, einem vergrößerten Hornhautdurchmesser und Buphthalmus (vergrößerter Augapfel) als Folge der schnellen Verlängerung der axialen Länge. Neugeborene mit Verdacht auf ein angeborenes Glaukom müssen dringend an die Augenheilkunde überwiesen werden, da ein chirurgischer Eingriff die Hauptbehandlungsmethode ist und eine schnelle Senkung des Augeninnendrucks eine Schädigung des Sehnervs und den damit verbundenen Sehverlust verhindern oder sogar rückgängig machen kann. (10)

> Hornhautgeschwür

Ein Hornhautgeschwür stellt eine infiltrative Trübung dar, die mit einer Verdünnung der Hornhaut einhergeht. Am häufigsten entstehen Geschwüre durch eine Infektion (siehe Abschnitt „Konjunktivitis“ oben) und erfordern dringend eine augenärztliche Konsultation zur Kultur und Einleitung topischer Antibiotika-Tropfen. Bei Exposition im Zusammenhang mit Augenliddefekten, Lagophthalmus oder neurotropher Hornhaut können sich sterile Ulzerationen entwickeln.

> Vorderabschnittsdysgenesie

Die Vorderabschnittsdysgenesie (ASD) umfasst mehrere Entwicklungsstörungen der Komponenten des vorderen Augenabschnitts (Hornhaut, Iris, Linse und Kammerwasser). Das klinische Merkmal ist häufig eine Trübung oder Trübung der Hornhaut oder andere strukturelle Anomalien der Iris oder der Linse, die bei einer Taschenlampenuntersuchung sichtbar sind.

Bei diesen Patienten kommt es häufig zu einem sekundären Glaukom. Die häufigste DSA-Störung ist die Peters-Anomalie, die sich durch eine variable zentrale Hornhauttrübung auszeichnet, bei der häufig Irisstränge an der hinteren Hornhaut haften. Manchmal ist auch die Linse betroffen. Am anderen Ende des Spektrums steht das Peters-Plus-Syndrom, eine Peters-Anomalie mit angeborenen Hirnfehlern, Herzfehlern und kraniofazialen Anomalien. Alle Patienten mit Verdacht auf DSA benötigen je nach vermuteter Diagnose eine augenärztliche Untersuchung und möglicherweise eine vollständige systemische Untersuchung. (elf)

Sklerokornea ist eine angeborene Hornhauttrübung, die durch das Einwachsen von Skleralgewebe in die periphere Hornhaut entsteht. Es handelt sich um eine nicht fortschreitende Erkrankung, die Teil des DSA-Spektrums sein oder isoliert auftreten kann.

> Stoffwechselursache

Die häufigste metabolische Ursache für Hornhauttrübung oder -trübung ist die Mukopolysaccharidose und ihre Varianten. Diese Trübung ist das Ergebnis der Ansammlung von Stoffwechselprodukten in der Hornhaut und zeigt sich als beidseitige diffuse Hornhauttrübung. Bei Verdacht auf eine metabolische Ätiologie ist eine systemische Abklärung angezeigt. Eine dichte Trübung ist amblyogen, sodass neben der Behandlung der Grunderkrankung der wichtigste Eingriff eine eventuelle Hornhautoperation ist.

> Ödeme

Dazu gehören verschiedene angeborene Hornhautdystrophien, die bei der Geburt vorhanden sind oder nach der Geburt auftreten, mit unterschiedlich starker Hornhauttrübung oder -trübung, die im Allgemeinen durch einen Defekt im Endothel oder in der hintersten Hornhautschicht verursacht wird. Das Trübungsmuster kann fleckig oder diffus sein und normalerweise sind beide Augen betroffen. Die meisten Dystrophien sind erblich bedingt und gehen nicht mit einer systemischen Erkrankung einher. Wie bei den oben genannten Stoffwechselstörungen ist auch bei Augeneingriffen die Operation die wichtigste Maßnahme.

> Dermoid

Ein Dermoid ist eine Überwucherung von normalem, gutartigem Gewebe an einer abnormalen Stelle. Es kann überall am Körper wachsen, einschließlich der Augenhöhle oder der Augenoberfläche. Typischerweise wachsen Dermoide der Augenoberfläche am Limbus oder am Übergang von Hornhaut und Sklera und erscheinen als weiße, knotige Läsion, die einen Teil der Hornhaut bedeckt. Da diese bei Behinderung der Sehachse sowie Reizungen zu einer Amblyopie führen können, ist aufgrund eines möglichen chirurgischen Eingriffs eine Überweisung in die Augenheilkunde gerechtfertigt.

> Kolobom der Iris

Iriskolobome werden oft bei der Untersuchung der Pupille entdeckt und zeigen sich als unregelmäßig geformte Pupille oder Irisgewebe, oft mit einem Schlüsselloch-Erscheinungsbild. Kolobome sind das Ergebnis eines unvollständigen Verschlusses der Embryonalspalte in den ersten Wochen der Entwicklung und treten typischerweise im unteren Nasenquadranten der Iris auf.

Sie können sporadisch auftreten oder mit verschiedenen genetischen Syndromen verbunden sein, einschließlich des CHARGE-Syndroms (Kolobome, Herzfehler, nasale Choanalatresie, Entwicklungseinschränkung, Urogenitalanomalien, Ohr- und Höranomalien) und des renalen Kolobomsyndroms. andere, daher ist eine genetische Beratung oft gerechtfertigt. Darüber hinaus ist die Überweisung an die Augenheilkunde angezeigt, um Kolobome oder Dysgenese in anderen Augenstrukturen zu beurteilen.

> Aniridie

Unter Aniridie versteht man eine Hypoplasie oder das Fehlen von Irisgewebe. Bei der Untersuchung kann das Irisgewebe vom Erscheinungsbild einer anhaltend großen oder erweiterten Pupille bis hin zu einem einfachen Irisstumpf in der Nähe des Limbus variieren. Ungefähr zwei Drittel der Aniridie-Fälle sind isolierte Anomalien, die auf dominante genetische Weise mit variabler Expressivität vererbt werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass eine Untergruppe der sporadischen Fälle von Aniridie Teil des WAGR-Syndroms (Wilms-Tumor, Aniridie, Urogenitalanomalien und Behinderung [früher als geistige Behinderung bekannt]) ist und daher bei diesen Patienten das Risiko besteht, einen Wilms-Tumor zu entwickeln .

Weitere mit Aniridie verbundene Augenerkrankungen sind foveale Hypoplasie, Katarakte, Glaukom und Hornhautanomalien. Daher ist in allen Fällen von Aniridie eine Überweisung an die Augenheilkunde gerechtfertigt und die visuelle Prognose ist je nach Ausmaß zusätzlicher struktureller Defekte sehr unterschiedlich. (12)

> Kristallin

Angeborene Katarakte können von einem kleinen zentralen weißen Punkt über eine diffuse Trübung der Linse, die beim Rotreflextest als schwarzer Punkt oder Fleck im Reflex sichtbar ist, bis hin zu einer erheblichen Abschwächung des Reflexes oder einer Leukokorie aufgrund einer Blockierung der Linse reichen.

Licht durch die getrübte Linse. Einseitiger Katarakt kommt typischerweise sporadisch vor. Das persistierende fetale Gefäßsystem ist eine Art angeborener Katarakt, die mit Mikrophthalmie, einer Verlängerung der Ziliarfortsätze und einem Stiel einhergeht, der sich von der hinteren Oberfläche der Linse bis zum Sehnerv erstreckt. In schweren Fällen kann es zu einer Netzhautablösung kommen.

Bilaterale Katarakte hingegen werden häufiger durch eine vererbte genetische Mutation verursacht oder sind mit systemischen Anomalien wie Stoffwechselstörungen (Galaktosämie, Hypokalzämie usw.), Infektionen (z. B. TORCH [Toxoplasmose, andere Erreger, Röteln, Cytomegalievirus, und Herpes-simplex-Infektionen]) oder Syndrome wie Trisomie 21. Obwohl es wichtig ist, eine angemessene Beurteilung dieser Fälle durchzuführen, haben die meisten beidseitigen Katarakte keine erkennbare Ursache. (13)

Hinteres Segment

> Retinoblastom

Das Retinoblastom ist der häufigste primäre Augentumor bei Kindern und kann ein oder beide Augen betreffen. Das häufigste Anzeichen ist die Leukokorie im Rotreflextest. Auf das Retinoblastom wird in einem separaten Artikel ausführlich eingegangen und daher hier nicht weiter besprochen.

> Frühgeborenen-Retinopathie

Die Frühgeborenen-Retinopathie (ROP) ist eine mit der Frühgeburt verbundene Augenkomplikation, die sich durch eine Neovaskularisation der Netzhaut auszeichnet und in den schwersten Fällen zu Netzhautablösung und Blindheit führt.

Da ROP mit einem geringeren Gestationsalter und einem niedrigeren Geburtsgewicht einhergeht, umfassen die Kriterien für die Erkennung:

1) Geburtsgewicht ≤ 1.500 g, 
2) Gestationsalter ≤ 30 Wochen oder 
3) Säuglinge mit einem instabilen klinischen Verlauf, bei denen nach Einschätzung ihres Neonatologen/Kinderarztes ein hohes Risiko für ROP besteht. (14)

Netzhautblutungen

> Fundusblutungen kommen bei Neugeborenen häufig vor und treten bei etwa 20 bis 34 % der Säuglinge auf. (16) (17) Blutungen können alle 4 Quadranten und mehrere Schichten betreffen. Sie kommen bei vaginalen Geburten (insbesondere bei vakuumgestützten Geburten) häufiger vor als bei Kaiserschnitten und werden vermutlich durch einen akuten Anstieg des Hirndrucks verursacht, wenn der Kopf den Geburtskanal passiert.

Sie können aus anderen Gründen ein Zufallsbefund bei einer erweiterten Augenuntersuchung sein und erfordern keinen Eingriff, da die meisten Fälle innerhalb von 2 Wochen nach dem ersten Befund verschwinden. (17) In ähnlicher Weise sind subkonjunktivale Blutungen auch in der Neugeborenenperiode nach einer vaginalen Entbindung oder einem Kaiserschnitt aufgrund eines erhöhten Venendrucks im Kopf- und Halsbereich aufgrund von Uteruskontraktionen ein häufiger Befund. (18)

Es ist wichtig zu bedenken, dass Augenblutungen in einem entsprechenden Kontext auch ein Hinweis auf ein missbräuchliches Kopftrauma bei Säuglingen sein können, und dieser Verdacht sollte mit dem entsprechenden Subspezialitätsteam untersucht werden.

> Kolobome der Netzhaut/des Sehnervs

Ähnlich wie Iriskolobome resultieren Netzhaut- oder Sehnervkolobome aus einem unvollständigen Verschluss der Embryonalspalte während der Entwicklung. Die häufigste Lokalisation ist der untere Nasenquadrant der betroffenen Struktur. Abhängig von der Größe und Lage des Koloboms kann die Sehschärfe erheblich variieren, wobei der damit verbundene frühe Nystagmus ein schlechtes prognostisches Zeichen für das Sehvermögen darstellt.

Kolobome im hinteren Segment können bei der Augenuntersuchung des Neugeborenen als stumpfer roter oder weißer Reflex identifiziert werden. Mit Augenkolobomen sind zahlreiche syndromale und genetische Anomalien verbunden. Daher sollte der multidisziplinäre Ansatz zur Beurteilung und Diagnose auf der Grundlage der Ergebnisse der klinischen Untersuchung den Neonatologen oder Kinderarzt, den Augenarzt, den Genetiker und andere Fachärzte einbeziehen.

Obwohl es derzeit keine endgültige Behandlung für Kolobome im hinteren Segment des Auges gibt, sollten diese Patienten von einem Augenarzt betreut werden, um eine Optimierung des Sehvermögens durch Korrektur von Brechungsfehlern, Behandlung von Strabismus und allgemeine Augengesundheit sicherzustellen.

> Hypoplasie des Sehnervs

Die Hypoplasie des Sehnervs ist durch eine verminderte Anzahl von Sehnervaxonen gekennzeichnet, was zu einem kleinen und oft blass oder grau erscheinenden Nerv führt. Es kann sich um einen einseitigen oder beidseitigen, nicht fortschreitenden Befund handeln, und die damit verbundene Sehschärfe kann stark von 20/20 bis hin zu keiner Lichtwahrnehmung variieren.

Aufgrund des häufigen Zusammenhangs mit Strukturdefekten in der Mittellinie des Gehirns (Fehlen des Septum pellucidum, Agenesie des Corpus callosum, Funktionsstörung der Hypophyse usw.) ist bei Patienten mit dieser Diagnose eine Magnetresonanztomographie (MRT) sowie eine Überweisung an eine entsprechende Fachstelle indiziert Subspezialitäten wie Endokrinologie, abhängig vom bildgebenden Befund. (19) Ebenso sollten Befunde, die im MRT auf eine septooptische Dysplasie oder eine andere Anomalie des Sehnervs hinweisen, eine Überweisung an einen Augenarzt veranlassen.

> Kortikale Sehbehinderung

Kortikale (zerebrale) Sehbehinderung (CVI) ist derzeit die häufigste Ursache für erhebliche Sehbehinderungen bei Kindern in entwickelten Ländern, da die Überlebensrate von Frühgeborenen erhöht ist. (20) Es ist durch eine verminderte visuelle Reaktion gekennzeichnet, die durch ein neurologisches Problem verursacht wird, das den visuellen Teil des Gehirns betrifft. Dies kann sich in einer verminderten Sehschärfe, Gesichtsfelddefiziten oder Anomalien in der visuellen Verarbeitung äußern.

CVD hat mehrere ätiologische Faktoren, die alle auf Hirnschäden zurückzuführen sind, die in der Perinatalperiode auftreten, oder auf strukturelle Anomalien in den visuellen Verarbeitungszentren des Gehirns. Die häufigste Ursache ist eine hypoxisch-ischämische Hirnschädigung; Herz-Kreislauf-Erkrankungen können häufig gleichzeitig mit anderen neurologischen Erkrankungen auftreten. Typischerweise haben diese Kinder normale Befunde bei der anatomischen Untersuchung des Auges oder eine Augenerkrankung, die den Grad der beobachteten abnormalen Sehfunktion nicht erklären kann. (einundzwanzig)

Häufig ist eine Sehbehinderung als Folge der oben genannten neurologischen Ursachen nicht bereits bei der Geburt erkennbar, sondern zeigt sich erst im Laufe der Zeit. Wenn bei einer sorgfältigen Augenuntersuchung durch den Neonatologen oder Kinderarzt keine strukturellen oder anatomischen Anomalien festgestellt werden, die zu einer schnelleren Überweisung führen würden, ist ein schlechtes Sehverhalten, anhaltendes Schielen oder abnormale Augenbewegungen nach dem 3. Lebensmonat erforderlich. durch einen Augenarzt. Eine frühzeitige Intervention mit Sehbehindertendiensten ist wichtig, um betroffenen Kindern dabei zu helfen, ihre Sehfunktion und allgemeine Entwicklung zu optimieren.

Zusammenfassung

  • Basierend auf aktuellen Praxisrichtlinien ist die Augenuntersuchung ein entscheidender Bestandteil der Beurteilung von Neugeborenen und Säuglingen. (1)
     
  • Studien deuten darauf hin, dass ein Test auf abnormale rote Reflexe bei korrekter Durchführung äußerst spezifisch für die Erkennung von Augenerkrankungen ist, die eine Überweisung an einen Augenarzt erfordern. (22)
     
  • Das Wissen über häufige Augenanomalien sowie deren Erkennung bei Routineuntersuchungen ist eine wesentliche Fähigkeit, die Neonatologen entwickeln müssen.

 

Kommentar

Augenveränderungen in den ersten Lebensmonaten aufgrund verschiedener struktureller oder anatomischer Faktoren können aufgrund einer veränderten Sehentwicklung schwerwiegende kurz- und langfristige Folgen haben.

Daher ist die Augenuntersuchung ein wesentlicher Bestandteil der Neugeborenenbeurteilung, da eine frühzeitige Diagnose und die Überweisung an einen Spezialisten einen entscheidenden Einfluss auf die Prognose vieler dieser Augenerkrankungen haben können.

Neonatologen und Kinderärzte sollten mit routinemäßigen visuellen Untersuchungen vertraut sein und die häufigsten Augenanomalien kennen, um entsprechend handeln oder entsprechende Konsultationen einleiten zu können.

Tabelle 1. Differentialdiagnose für abnormalen Rotreflex.

Standort Diagnose
 Vorheriges Segment

 Hornhauttrübung

 angeborener Katarakt

  •  Vererbt
  •  Anhaltende fetale Gefäße
  •  Stoffwechsel
  •  ansteckend
 Hinteres Segment (Leukokorie)

 Netzhautablösung

  • Coats-Krankheit
  • Norrie-Krankheit
  • Retinopathie der Frühgeburt
  • Incontinentia pigmenti

 Retinoblastom 
 Kolobom

  • Retina
  • Sehnerv

 Glaskörperblutung 
 Infektion

  • Toxokariose
  • Endophthalmitis

 Uveitis 
 Schicht aus myelinisierten Nervenfasern