Zusammenfassung Die klinische Unterscheidung von Entitäten der hinteren Uveitis bleibt eine Herausforderung. Diese explorative Querschnittsstudie untersuchte die grünen (GEFC) und roten Emissionsfluoreszenzkomponenten (REFC) von Netzhaut- und Aderhautläsionen bei Uveitis posterior, um die Unterscheidung verschiedener Entitäten zu erleichtern. Die Augen wurden mittels Farbfundusfotografie, spektral aufgelöster Fundusautofluoreszenz (Color-FAF) und optischer Kohärenztomographie abgebildet. Die Intensitäten der Netzhaut-/Aderhautläsionen von GEFC (500–560 nm) und REFC (560–700 nm) wurden bestimmt und intensitätsnormalisierte Farb-FAF-Bilder wurden für Schusschorioretinopathie, Augensarkoidose, multifokale plakoide Pigmentepitheliopathie, akute posteriore Choroidopathie (APMPPE) verglichen ) und punktierte innere Choroidopathie (PIC). Um potenzielle Störfaktoren aufzudecken, wurden multivariate Regressionsanalysen durchgeführt. Eingeschlossen wurden 76 Augen von 45 Patienten mit insgesamt 845 Läsionen. Die mittleren GEFC/REFC-Verhältnisse betrugen 0,82 ± 0,10, 0,92 ± 0,11, 0,86 ± 0,10 und 1,09 ± 0,19 für Chorioretinopathie bei Pellets, Sarkoidose, APMPPE und Läsionen. PIC und unterschieden sich signifikant in der ANOVA mit wiederholten Messungen (p < 0,00). Nichtpigmentierte Netzhaut-/Aderhautläsionen, Makula-Neovaskularisationen und Fundusbereiche mit Aderhautverdünnung wiesen überwiegend GEFC auf und pigmentierte Netzhautläsionen überwiegend REFC. Die Farb-FAF-Bildgebung zeigte die Beteiligung von Fluorophoren mit kurz- und langwelliger Emission an der posterioren Uveitis. Das GEFC/REFC-Verhältnis von Netzhaut- und Aderhautläsionen unterschied sich deutlich zwischen den verschiedenen Untergruppen. Daher könnte dieser neue bildgebende Biomarker bei der Diagnose und Differenzierung von Entitäten der hinteren Uveitis hilfreich sein. |
Kommentare
Schätzungen zufolge werden weltweit zwischen fünf und zehn Prozent der Blindheit durch die seltene entzündliche Augenkrankheit Uveitis verursacht . Insbesondere eine Uveitis posterior ist häufig mit einem schweren Krankheitsverlauf und der Notwendigkeit einer immunsuppressiven Therapie verbunden. Bei der hinteren Uveitis kommt es zu einer Entzündung der Netzhaut und der darunter liegenden Aderhaut, die diese mit Nährstoffen versorgt. Forscher der Augenklinik der Universität Bonn haben die farbcodierte Fundusautofluoreszenz als neue unterstützende Diagnosemethode getestet. Mithilfe der Netzhautfluoreszenz kann auf den Subtyp der Uveitis geschlossen werden. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für eine genaue Diagnose und Behandlung der Krankheit. Die Ergebnisse wurden jetzt in Scientific Reports veröffentlicht.
Verschwommenes Sehen, Floater und ungewöhnliche Lichtwahrnehmung: Betroffene der seltenen Uveitis posterior verspüren keine Schmerzen. „Aber die Folgen können gravierend sein: Etwa fünf bis zehn Prozent der Erblindungen weltweit werden durch Uveitis verursacht. Uveitis ist eine seltene Erkrankung, doch insbesondere die hintere Uveitis hat eine schlechte Prognose und erfordert häufig eine immunsuppressive Therapie“, erklärt Dr. Maximilian Wintergerst von der Uveitis Augenklinik der Universität Bonn. Es gibt verschiedene Formen der Krankheit. Bei einer hinteren Uveitis entzündet sich die Netzhaut oder Aderhaut des Auges. Während die Netzhaut einfallendes Licht in Nervenimpulse umwandelt, versorgt die Aderhaut die äußeren Schichten der Netzhaut mit Nährstoffen.
Unterschiedliches therapeutisches Management
„Die Unterscheidung zwischen den zahlreichen Subtypen der Uveitis ist nicht einfach“, sagt Wintergerst. Da unterschiedliche Subtypen jedoch häufig einen unterschiedlichen Therapieansatz erfordern, ist eine sichere Diagnose umso wichtiger. Deshalb haben Forscher der Augenklinik der Universität Bonn gemeinsam mit Kollegen der Abteilungen für Medizinische Biometrie und Rheumatologie des Universitätsklinikums Bonn und der Universitäts-Augenklinik Bern (Schweiz) ein neues bildgebendes Verfahren untersucht kann bei der Diagnose einer Uveitis posterior hilfreich sein.
Das Team evaluierte die farbcodierte Fundus-Autofluoreszenz (spektral aufgelöste Autofluoreszenz-Bildgebung). Das Unternehmen CenterVue (iCare) aus Padua, Italien, stellte den Forschern das neu entwickelte Gerät für die Untersuchungen zur Verfügung. Bei diesem Vorgang wird die Netzhaut mit bläulichem Licht beleuchtet. Die Netzhaut absorbiert Licht und sendet es in einer anderen Wellenlänge wieder aus. Das Gerät misst diese Fluoreszenz und spaltet die Signale in einen grünen und einen roten Anteil auf.
„Das Grün-zu-Rot-Verhältnis des von jedem Entzündungsherd emittierten Lichts hängt unter anderem vom genauen Subtyp der Uveitis posterior ab“, erklärt Wintergerst. Forscher untersuchten die Augen von 45 Studienteilnehmern. Bei allen wurde zuvor der genaue Subtyp der Uveitis diagnostiziert. Dazu gehörten Befunde aus augenärztlichen Untersuchungen, Laboruntersuchungen, serologischen und radiologischen Befunden sowie teilweise genetischen und interdisziplinären klinischen Untersuchungen.
Zuverlässigere Diagnosen mit farbcodierter Fundus-Autofluoreszenz
Die Forscher werteten das Grün-zu-Rot-Verhältnis in der Fundusfluoreszenz von etwa 800 Entzündungsherden in den Augen der Patienten aus. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass dieses Verhältnis als Marker zur Unterscheidung der verschiedenen Subtypen der hinteren Uveitis sehr charakteristisch und nützlich sein könnte“, sagt Prof. Dr. Robert Finger, Co-Autor der Studie und Leiter der Uveitis-Klinik an der Abteilung für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Bonn. „Es könnte uns in Zukunft ermöglichen, zuverlässigere Diagnosen zu stellen.“ Dies ist ein großer Schritt für die Augenklinik der Universität Bonn, zumal Finger gemeinsam das deutschlandweite Uveitis-Register „TOFU“ (Treatment Exit Options for Non-Infectious Uveitis, www.tofu-uveitis-register.de) koordiniert mit Kollegen aus Münster. Ziel ist es, langfristige Krankheitsverläufe zu dokumentieren und Empfehlungen für Behandlungsrichtlinien zu entwickeln.
„In der aktuellen Studie stellen wir in Zusammenarbeit mit unseren internationalen Partnern die genauen technischen Hintergründe der farbcodierten Fundusautofluoreszenz in der Augenheilkunde vor“, sagt Abteilungsleiter Prof. Dr. Frank Holz. „Diese Technologie könnte in Zukunft auch eine bessere Überwachung der hinteren Uveitis sowie zuverlässigere Diagnosen ermöglichen.“
Geld:
Die Studie wurde durch das BONFOR-GEROK-Programm der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn gefördert.
Referenz : Maximilian WM Wintergerst, Nicholas R. Merten, Moritz Berger, Chantal Dysli, Jan H. Terheyden, Enea Poletti, Frank G. Holz, Valentin S. Schäfer, Matthias Schmid, Thomas Ach, Robert P. Finger: Spectrally Resolved Autofluoreszenz Imaging bei posteriorer Uveitis, Wissenschaftliche Berichte , DOI: 10.1038/s41598-022-18048-4