Post-Intensivpflege-Syndrom

Ein neuer Leitfaden mit praktischen Empfehlungen

März 2024

Hintergrund

Überlebende auf der Intensivstation (ICU) erleiden häufig mehrere Beeinträchtigungen ihres physischen, kognitiven und psychischen Gesundheitszustands, die als Post-Intensivstationssyndrom (PICS) bezeichnet werden. Das Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung eines multidisziplinären und professionellen Leitfadens für die Rehabilitationstherapie von PICS.

Methoden

Eine multidisziplinäre/professionelle Arbeitsgruppe aus 15 Angehörigen der Gesundheitsberufe wandte einen strukturierten, evidenzbasierten Ansatz an, um zehn wissenschaftliche Fragen zu beantworten. Für jede PICO-Frage (Bevölkerung, Intervention, Vergleich und Ergebnis) wurde die beste verfügbare Evidenz ermittelt. Basierend auf den Prinzipien der Empfehlungsklassifizierung, -bewertung, -entwicklung und -bewertung wurden Empfehlungen als „starke Empfehlung“, „Empfehlung“ oder „Therapieoption“ bewertet. Darüber hinaus wurden Lücken in der Beweislage festgestellt.

Ergebnisse

Die Evidenz führte zu 12 Empfehlungen, 4 Therapieoptionen und einer Stellungnahme zur Prävention oder Behandlung von PICS.

Empfehlungen:

  • Es sollten eine frühzeitige Mobilisierung, motorisches Training und Ernährungs-/Dysphagiemanagement durchgeführt werden.
     
  • Der Schwerpunkt der Delirprophylaxe liegt auf Verhaltensinterventionen.
     
  • Intensivtagebücher können psychische Gesundheitsprobleme wie Angstzustände und posttraumatische Belastungsstörungen verhindern/behandeln.
     
  • Empfehlenswert sind frühzeitige Rehabilitationsansätze sowie ein langfristiger Zugang zu spezialisierten Rehabilitationszentren.
     
  • Zu den Therapieoptionen gehören ergänzende Maßnahmen zur körperlichen Rehabilitation.

Aussage : Eine Voraussetzung für die Behandlung von PICS ist die regelmäßige und wiederholte Beurteilung der körperlichen, kognitiven und psychischen Gesundheit bei Patienten mit einem Risiko für PICS oder mit PICS.

Schlussfolgerungen

PICS ist ein variables und komplexes Syndrom, das einen individuellen multidisziplinären und multiprofessionellen Ansatz erfordert. Die PICS-Rehabilitation sollte die Beurteilung und Therapie motorischer, kognitiver und psychischer Gesundheitsbeeinträchtigungen umfassen.

Wichtige Punkte

  1. Es ist wichtig, die physischen, kognitiven und psychischen Gesundheitsfunktionen kritisch kranker Patienten zu bewerten, bei denen das Risiko besteht, während ihres Aufenthalts auf der Intensivstation, der stationären und ambulanten Akutversorgung sowie der Rehabilitation ein Post-Intensiv-Syndrom (PICS) zu entwickeln.
     
  2. Die körperliche Gesundheit und motorische Funktion können durch frühzeitige Mobilisierung, Physiotherapie, zusätzliches Ergometertraining (Fahrradtraining) und neuromuskuläre Stimulation verbessert werden.
     
  3. Vor Beginn der oralen Ernährung sollte ein standardisierter Schlucktest das Risiko einer Dysphagie und Aspiration ausschließen.
     
  4. Die psychische Gesundheit kann verbessert werden, indem Familienangehörige in die Pflege integriert werden, Tagebücher auf der Intensivstation geführt werden und psychologische Betreuung bereitgestellt wird.
     
  5. Die kognitive Gesundheit kann sich durch Delirprävention, frühzeitige multimodale Delirbehandlung und/oder Aufmerksamkeitstraining verbessern.
     
  6. Gesundheitsfachkräfte müssen für die Erkennung von PICS sensibilisiert und geschult werden.

Schlussfolgerungen

Eine angemessene Rehabilitationstherapie für Patienten mit PICS bleibt eine große Herausforderung im klinischen Alltag. Ein individueller, multimodaler und interdisziplinärer Ansatz für die Rehabilitationstherapie, wiederholte Beurteilungen physischer, psychischer und kognitiver Gesundheitsfunktionen sowie die Einhaltung evidenzbasierter Leitlinien können der Schlüssel zur Verbesserung der Patientenergebnisse sein, was zukünftige Ergebnisstudien belegen kann. Sobald neue Erkenntnisse vorliegen, sollten diese Leitlinien entsprechend aktualisiert werden.

* Den vollständigen Text des Leitfadens in englischer Sprache finden Sie hier .